Problembeschreibung

Schule sollte der zentrale Ort sein, an dem die ganzheitliche Bildung unserer Kinder stattfindet. Hilfreich hierfür ist, wenn das System "Schule" dabei auch Impulse aus anderen Systemen (Wirtschaft, Gemeinschaft usw.) in den Bildungsauftrag integriert und Brücken gebaut werden. Wir sind gestartet mit der Hypothese, dass Schulen nicht wirksam vernetzt sind.

Eine Untersuchung mit der Frage “Woher weisst Du, dass die Protagonisten nicht wirksam vernetzt sind?” ergab folgende Aussagen:

Lehrer sind

  • auf Dienstwege angewiesen
  • wenig kooperationsbereit gegenüber Schüler*innen, Eltern, Bildungsinitiativen, Kolleg*innen
  • Einzelkämpfer*innen in der Fachschaft
  • oft ängstlich insbesondere bei Grenzüberschreitungen in Unbekanntes Terrain

Schule ist

  • unterschiedlich vernetzt mit Bildungsinitiativen, Politik und Wirtschaft, sehr in Abhängigkeit von der Schulleitung in die lokale Schullandschaft nicht ausreichend integriert und hat in der Regel keine standardisierten (IT) Kommunikation untereinander
  • nicht ausreichend strukturiert bzw. hat ineffiziente Prozesse insbesondere bezüglich IT Unterstützung

Der Bildungssektor ist

  • intransparent
  • wenig vernetzt zwischen den Stakeholder*innen (Politik, Wirtschaft, Bildungsinitiativen, Ministerien, Schule, Eltern, SchülerInnen)
  • sehr heterogen durch unterschiedliche Schulträger*innen und aufgrund des Föderalismus

Um die Problematik besser zu verstehen, haben wir nach der “oberflächlichen” Beschreibung systemisch gearbeitet und unterschiedliche Methoden angewandt.

Insbesondere eine systemische Online-Aufstellung ergab folgendes Bild und neue Erkenntnisse:

_Siehe Bild Aufstellung_1_Status in Gallerie _

  • Die Schüler*innen und Eltern stehen am Rande des Bildungssystems
  • Der Sinn und Zweck der Schule ist an den Rand gedrängt
  • Die Schulleitung versperrt den Lehrer*innen die Sicht und ist den Ministerien zugewandt
  • Die Bildungsinitiativen und unsere Initiative stehen zwischen dem Sinn und Zweck der Schule und den Schüler*innen/Eltern
  • Die Schulträger und die Wirtschaft stehen zwischen der Schulleitung und den Ministerien

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit der gezeigten, nicht vorhandenen Struktur Schule ihren ursprünglichen Sinn und Zweck, nämlich Kinder für ihr Leben optimal vorzubereiten nur unzureichend erfüllen kann. Als größte Probleme haben wir die mangelnde Vernetzung der einzelnen AkteurInnen, die nicht vorhandene Durchlässigkeit zu anderen Systemen sowie die Silobildung des Schulsystems identifiziert. Daher sind ALLE Beteiligten von diesem Problem betroffen.

Lösungsbeschreibung:

Was ist Euer Lösungsansatz? Es braucht Räume für wirksame Vernetzung, weil wir die Gesellschaft in all ihren Akteuren fragmentiert haben, die in sich geschlossene Systeme entwickelt haben. Es gilt, diese einst sehr sinnvolle Spezialisierung der Gesellschaft zu überwinden, Prototypen zu erstellen, Brücken der wirksamen Verbindung zu schaffen und Geschichten des Gelingens zu erzählen und zu teilen. Zentrales Element dabei ist die Haltung mit der wir einander begegnen.

Unser Ziel ist es, dass Menschen die Haltung und die Arbeitsprinzipien erleben, die es in der VUCA Welt braucht. VUCA ist ein Akronym für die englischen Begriffe volatility, uncertainty, complexity, ambiguity und steht zu Deutsch für Volatilität (Unbeständigkeit), Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit). Gleichzeitig sollen die Möglichkeiten der digitalen Zusammenarbeit gestärkt und in konkreten Herausforderungen angewendet werden.

Unsere Lösung besteht aus drei Prototypen (siehe Abbildung Bild_Prototypen in Gallerie):

  • Virtuelle Lagerfeuer anzünden (Lagerfeuer als die älteste Form des Treffpunkts in Gemeinschaften - übertragen auf die Möglichkeiten der Digitalisierung)
  • Überregionale Transparenz durch Integration der virtuellen Lagerfeuer auf der Karte von Morgen (www.kartevonmorgen.org)
  • Feedback-Schleifen ins System installieren

Nachfolgend fokussieren wir uns auf die Beschreibung des “virtuellen Lagerfeuers”.

  • Jede*r am Schulleben Beteiligte (egal ob Mutter, Vater, Schüler*in, Lehrer*in, Schulleiter*in, Wirtschaftsvertreter, Politikvertreter*in etc.) kann einen virtuellen Raum aufmachen mittels eines Tools seiner/ihrer Wahl (z.B. Jitsi)
  • Dieser Raum steht offen für alle Menschen die sich gerne treffen möchten. Eine Einladung kann jederzeit verschickt werden, am einfachsten mit dem Aufruf nach einer Austauschrunde zu einem Thema oder einer Fragestellung. (z.B. Was ist in der Kommune los? Was sind Herausforderungen in eurem Umfeld? Was ist der Sinn der Schule? Wie geht es uns mit der hybriden Schule? Was gibt es vom Hackathon #wirfürschule zu berichten?).
  • Am “virtuellen Lagerfeuer” werden die Perspektiven rund um die Fragestellung ausgetauscht. Für das Meeting gibt es verschiedene Rollen, wie z.B. die Rolle des Facilitators und die Rolle der*des Impulsgebers*in, die auch bewusst gewechselt werden können und sollten. So entstehen neben inhaltlichen auch neue Rollenerfahrungen.
  • Aus diesen Terminen können gemeinsame Aktionen entstehen, die dann durch die Gruppe in Eigenverantwortung gemeinsam umgesetzt werden können. Und zwar mit konkreter Wirkung in der Kommune / Schule / … Der Fokus kann dabei auch mit auf der Stärkung der Innovation liegen.
  • Je nach Thema werden auch ganz bewusst Menschen mit eingeladen, die sonst vielleicht nicht kämen. Ziel ist es, die Barriere möglichst klein zu machen und auch jenen einen Zugang zu geben, die vielleicht anderer Meinung sind.

Dabei ist die Haltung entscheidend:

  • Jede*r arbeitet eigenverantwortlich.
  • Jede*r spricht für sich.
  • Wir pflegen einen CheckIn und CheckOut.
  • Transparenz & Offenheit: Jede*r kann auf jeder Arbeitsplattform ergänzen.
  • Verständnis und Einigkeit - trotz unserer Unterschiedlichkeit
  • Wir sprechen Konflikte an und nutzen sie zur Veränderung (Wenn die Botschaft vorhandener Widerstände lesbar wird, kann sie in die Lösung integriert werden.)
  • Entscheidungen werden mit Hilfe der Methode des Konsensieren getroffen … https://www.sk-prinzip.eu/
  • Jede*r ist willkommen so wie er*sie ist

Von welchen Annahmen geht Ihr bei Eurem Lösungsansatz aus? Wenn vertrauensvolle Dialogräume entstehen, wächst besseres Verständnis füreinander und zwischen den Akteuren, so dass daraus gemeinsame Aktionen entstehen. Wenn vielfältige Begegnung auf Augenhöhe realisiert wird, ist Veränderung und Zukunftsgestaltung möglich Wenn die Akteure die Chancen haben, selbständig etwas auszuprobieren, dann erleben sie Selbstwirksamkeit, erzählen sich andere Geschichten und werden andere Ergebnisse erzielen Wenn eine etablierte (und moderierte) "Feedback Schleife" in Schule existiert, dann ist die Schulleitung in der Lage, Anregungen für Systemverbesserungen leichter anzunehmen.

Wer profitiert von dieser Lösung? Wer nutzt diese Lösung? Die Kinder rücken wieder in das Zentrum der Bildung. Gleichzeitig profitiert auch das Umfeld der Schule davon, weil sich ermutigte Kinder auch wirksam in ihrer Umgebung einbringen. Durch den Kontakt mit der Wirtschaft wird es möglich, die Ausbildung der Kinder gemeinsam bedarfsgerecht zu gestalten. Der Politik wird es möglich, mit den Eltern und Kindern in Kontakt zu kommen und zu bleiben, um so die Zukunft der Demokratie zu sichern. LehrerInnen haben damit die Möglichkeit sich wieder auf den Sinn & Zweck der Schule zu besinnen und Schulleitungen werden zu Unterstützern, die den Raum halten und gestalten anstatt zu verwalten. Durch die Einbettung von Innovation und die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft werden auch langfristig Arbeitsplätze gesichert.

Kinder lernen, wie sie aktiv am Leben und der Gesellschaft teilnehmen und ihre Ideen in der Welt gemeinsam mit den anderen umsetzen können. Dies war auch das Ergebnis der Aufstellung, wenn jeder in sein Potenzial geht, um maximale Wirksamkeit zu erreichen:

Siehe Bild Aufstellung_2_final in Gallerie

Welchen Einfluss hat Eure Lösung auf die aktuelle Situation? Wenn Schule in Austausch mit Bildungsinitiativen, der Wirtschaft und den Ministerien geht, dann wird die Situation im Bildungssystem besser, weil sich die Starre löst. Am virtuellen Lagerfeuer lernen Menschen eine ko-kreative, offene Haltung kennen, wodurch sie in die Lage versetzt werden, auch in ihren Systemen diese Haltung mit einzubringen und ihre Ideen in ihrem Umfeld Realität werden zu lassen. Durch den Dialog und den Austausch am virtuellen Lagerfeuer wird die neue Haltung zur Gewohnheit. Diese ko-kreative Haltung kann Strukturen aufbrechen, wenn sie auch in das eigene Umfeld und in andere Systeme getragen wird. Dadurch entsteht langfristig Veränderung und Schule kann wieder ein Ort zum Lernen werden.

Was ist der langfristige Wert Eurer Lösung? Silos öffnen sich, das lädt auch diejenigen ein, die bislang das Gefühl hatten, alles alleine machen zu müssen. Aus Einzelkämpfern werden Teamplayer. Es entstehen durchlässige Systeme, die die Akteure Bildung gemeinsam gestalten.

Durch die konkrete Arbeit an Problemfällen in der Kommune denken wir, dass sich auch eine positive Auswirkung auf die Lebensbedingungen innerhalb der Kommune einstellen wird. Zudem denken wir, dass durch die Unterstützung der Teilnehmer bei der Umsetzung ihrer Ideen auch das Unternehmertum steigt und wir gleichzeitig neue Arbeitsplätze schaffen können.

Wie bewertet Ihr selbst die Umsetzbarkeit und Skalierbarkeit Eurer Lösung? Eine Voraussetzung für das Gelingen ist die Haltung der Akteure, die den “Raum öffnen und halten”. Die Umsetzung ist über ein Netzwerk von Multiplikatoren leicht skalierbar. Verbunden durch einen gemeinsamen Sinn & Zweck können die Räume auf Basis von Vertrauen dezentral geöffnet werden. Eine Skalierung ist beispielsweise durch die Kollaboration mit der CoachingInitiative denkbar. Gleichzeitig kann das “virtuelle Lagerfeuer” als Arbeitsmodell auch an realen Räumen wie beispielsweise dem (z.B. Frei-day, Zukunftswerkstatt, Impact Hub … ) andocken. Auch Gespräche mit der Wirtschaft wurden in dieser Woche schon dazu angeregt.

Zusätzlich gibt es eine Gruppe von Personen die eine Art “Feuerstelle” zur Verfügung stellt - als Anlaufstelle und Multiplikator, um selbst wieder “aufzutanken” oder “abzuladen”. Die Keimzelle dafür ist die Gruppe, die sich im Rahmen des Hackathons unter #wirksamevernetzung zusammengefunden hat. Über die Feuerstelle werden auch Lernimpulse und Wissen zur selbstorganisierten Arbeit, Innovation, Unternehmensgründung etc. zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig ist es ein Ort an den alle “Raumhalter” zurück kommen können um Themen und Barrieren die lokal an ihrer virtuellen Feuerstelle auftauchen zu bearbeiten.

Vorgehen und Fortschritt:

Wie ist der Lösungsansatz entstanden? Wir haben festgestellt, dass sich die Strukturen, die wir im Bildungssystem vorfinden, sich auch so im Hackathon abgebildet haben. Wir hatten keinen Bottom Up Prozess und keine Feedback-Schleife. Die Menschen, um die es geht und die betroffen sind, wurden anfangs nicht integriert. Die KMK wurde zwar gewonnen, die Lehrer*innen haben aber selbst keine Einladung der Kultusminister*innen zum Hackathon bekommen.

Das Bildungssystem in der aktuellen Form ist für vielen Menschen nicht anschlussfähig. Es gibt keine gemeinsame, kommunikative Basis, Fehler sind nicht erlaubt, Irritation auf allen Seiten wird großgeschrieben. Gleichzeitig gibt es viele unterschiedliche sehr kreative und innovative Bildungsinitiativen die ähnlich wie einige Akteure im “luftleeren” Raum umherschwirren ohne die Möglichkeit, selbstwirksam zu werden. Unserem Team geht es ähnlich, weshalb wir beschlossen haben, ein Format zu schaffen, die Vernetzung, das Andocken aneinander zu ermöglichen, um so das Tor für offene und authentische Kommunikation zu öffnen.

Wir haben also unsere Expertise und unsere Erfahrung kombiniert und gemeinsam Hypothesen entwickelt, wie die einzelnen Teile des Systems sinnvoll miteinander vernetzt werden können. Im Laufe dieses Prozesses (siehe die angehängten Bilder Termin 1-4, Runder Tisch 1 und 2 in der Gallerie) haben wir irgendwann festgestellt: wir sind selbst der Prototyp :) Und die Probanden :) Wie im Großen so im Kleinen - wenn wir an den Konflikten der Welt / in uns auch in unserem Raum arbeiten, ändert sich automatisch das System

Was waren die wichtigsten Meilensteine während der Hackathon Woche?

  • 1 Woche vor dem Hackathon: Team Building bereits eine Woche vor dem Hackathon, Offener Slack Channel #wirksamevernetzung - unabhängig von den Challenges
  • Montag: Wir erkennen, dass wir selbst der Prototyp für uns sind. Wir starten am Abend mit Konfliktarbeit im “roten Salon”
  • Dienstag: Wir schaffen es erfolgreich, neue Team Mitglieder in unsere Gruppe zu integrieren. Wir können eine Koryphäe gewinnen, mit uns eine systemische Aufstellung im Schulsystem zu machen (Siehe Bild Aufstellung 1 und 2).
  • Mittwoch: Wir haben eine Vertreterin der Politik mit im Team. Durch sanfte Transparenz schaffen wir es eine Abfrage im allgemeinen Channel des Hackathons sichtbar zu machen mit der Frage: “Sollen Kinder mit in die Jury aufgenommen werden?”. Kinder werden Teil der Jury. Wir besprechen unsere Thesen mit dem Schulleiter einer für die letzte Runde des deutschen Schulpreis nominierten Schule.
  • Donnerstag: Wir organisieren zwei “Runde Tische” mit Vertretern von Politik, Ministerien und Wirtschaft zum Perspektivenaustausch
  • Freitag: Wir öffnen uns selbst für Feedback und installieren eine Feedback Schleife in unser System Wenn Ihr auf einer bestehenden Lösung aufgebaut habt: bitte beschreibt den Status am Anfang des Hackathons, so dass wir den Fortschritt während der Woche angemessen beurteilen können. Wir haben auf keiner Lösung aufgebaut.

Prototyp: Wenn vorhanden: Wo finden wir Euren ersten Prototypen (Link)? Bei uns: Die Strukturen des Bildungssystems und ihre Problematiken haben sich sowohl im Hackathon-Team als auch in unserem Team widergespiegelt. Wir haben die Strukturen durch systemische Aufstellungen, durch das Doppeln/Das Innere Team transparent gemacht und bearbeitet. Die Arbeitsbeschreibung von uns in dieser Woche ist somit unser erster Prototyp. Nachfolgend werden die Inhalte auf www.wirksamevernetzung.de zur Verfügung gestellt.

Nächste Schritte:

Wie testet ihr Eure Annahmen? Wir hatten während der Hackathon Woche mehrere Gespräche mit Vertretern aus der Schule (z.B. einem Schulleiter einer Schule unter den Top 15 des Deutschen Schulpreises, einem pensionierten Schulleiter), Wirtschaft und Politik (sowohl Ministerien als auch Lokalpolitik). Die Namen möchten wir aufgrund von Datenschutz hier nicht nennen.
Was ist aus Eurer Sicht der nächste Schritt in Richtung Umsetzung?

Der nächste Schritt wird ein offener Termin für alle Interessierte sein, um über die Idee zu berichten und die Piloten konkret zu identifizieren. Im Anschluss werden die “virtuellen Lagerfeuer” von den Personen an ihren Orten entfacht und ein entsprechender virtueller Raum geöffnet.

Was benötigt Ihr für den nächsten Schritt (Ressourcen, Know-How, Budget)?

Runder Tisch zum Perspektivenwechsel mit den Initiatoren und dem Organisationsteam des Hackathons um die noch fehlende Feedbackschleife in das System zu realisieren und Hypothese 4 zu verifizieren. (Hypothese 4: "Wenn wir einen Raum schaffen in dem jede*r so sein darf wie er/sie ist, dann steckt das an.")

Finanzierung, um die initiale Feuerstelle über einen Zeitraum für das nächste halbe Jahr zu betreuen und am Brennen zu halten. Seid ihr als Projektteam selbst an der Umsetzung interessiert? Wenn ja, wer hat welche Rolle in Eurem Team? Ja, wir werden die Umsetzung als selbstorganisiertes Team weitertragen. Rollen sind dynamisch verteilt. Jede*r im Team kann dazu angesprochen werden.

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